Das Geschäft mit den „Detox-Kuren“

Das Geschäft mit den „Detox-Kuren“

Der Wunsch, den eigenen Körper zu entlasten und zu reinigen, gewinnt immer mehr an Bedeutung – alle Jahre wieder, wenn der Frühling kommt. In einer Zeit, in der sich viele Menschen gestresst oder ausgelaugt fühlen und es häufig nicht schaffen, regelmäßig und ausgewogen zu essen, treffen Anbieter sogenannter „Detox-Kuren“ genau den richtigen Nerv. Ihre Produkte stellen dem Konsumenten eine unkomplizierte, bequeme und schnelle Entgiftung – ohne dauerhaften Verzicht – in Aussicht. Die Versprechen sind meist die gleichen: vermeintliche Schlacken und Giftstoffe werden aus dem Körper gespült und nach der Kur fühle man sich reiner, schlanker und leistungsfähiger. Kein Wunder also, dass immer mehr Verbraucher darin eine schnelle Lösung vermuten. Doch wie wirksam sind diese Kuren wirklich?
Unbestritten ist, dass wir täglich eine Reihe von Giftstoffen beispielsweise mit der Nahrung oder durch Medikamente aufnehmen. Wir verfügen jedoch über ein körpereigenes Detox-System, das unseren Organismus durch die Funktionen von Leber, Galle und Nieren von giftigen Stoffwechsel- und Abfallprodukten befreit. Solange die Funktion dieser Organe nicht beeinträchtigt ist und ausreichend Flüssigkeit zugeführt wird, funktioniert die körpereigene Entgiftung sehr zuverlässig und macht die häufig überteuerten Detox-Produkte überflüssig. Zudem fehlt es bisher an wissenschaftlichen Belegen für die Wirksamkeit der angepriesenen Entgiftungskuren. Und auch die viel diskutierten Schlacken sind eher ein extrem schwammiger Sammelbegriff für undefinierte Schadstoffe, die sich im Körper ansammeln.
Das sich einstellende Wohlbefinden nach oder während einer solchen Kur ist einfach erklärt: in der Regel verzichten Konsumenten während dieser Zeit auf stark verarbeitete Lebensmittel und nehmen über Smoothies und Säfte mehr Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe auf als üblich. Hersteller empfehlen zudem, neben den fertigen Säften ausreichend Flüssigkeit zu trinken, so dass die Anwender häufig deutlich mehr Wasser oder Kräutertees zu sich nehmen. Dies wirkt auch dem Hungergefühl entgegen. Einige „Detoxer“ beschreiben zudem, dass sie sich energiegeladener und leichter fühlen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Verdauung durch die geringere Nahrungsaufnahme weniger Energie beansprucht. Ähnliche Effekte sind auch beim intermittierenden Fasten zu beobachten.
Ein ungesunder Lebensstil lässt sich durch gelegentliche Detox-Kuren jedoch nicht kompensieren. Wer regelmäßig Fast-Food zu sich nimmt, wenig schläft, sich wenig bewegt und wohlmöglich raucht oder häufig Alkohol trinkt, setzt seinen Körper unter Stress. Daran ändert auch eine mehrtägige Saftkur nichts. Wie so oft liegt die Lösung also in einer dauerhaften Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und des Lebensstils – und genau das fällt den meisten Menschen so schwer. In einigen Fällen kann eine Entgiftungskur sicher den Einstieg erleichtern, dafür auf spezielle Produkte zurückzugreifen ist jedoch nicht nötig. Gemüse-Smoothies beispielsweise sind schnell und einfach selbst hergestellt und haben darüber hinaus den Vorteil, ohne künstlich zugesetzte Vitamine und Zusatzstoffe auszukommen.